Memorial
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Zu dem Werk „Memorial“ schrieb Karl Dietrich folgendes:

Zu meiner Komposition MEMORIAL möchte ich bemerken, dass der Bach-Choral „Vergiss mein nicht“ die Basis des einsätzigen Werkes bildet und in enger Anlehnung an ihn entstand. Der Choral ist enthalten in den unter BWZ (Bachwerkverzeichnis) 439-507 veröffentlichten „Geistlichen Liedern und Arien“ mit beziffertem und unbeziffertem Bass aus Schemellis Gesangbuch (1736), und damit den mit Sicherheit von Johann Sebastian Bach stammenden
Melodien „Vergiss mein nicht, das ich dein nicht vergesse“ (BWZ505) zuzuordnen.

Für mich ist dieser Choral unvergänglich und in einer für die damalige Zeit (auch heute noch!) unvergleichlich genialen Art harmonisiert worden. Seine Veröffentlichung durch den Verlag EDITION PETERS, Leipzig 1736, lässt ihn ohne Bassbezifferung erscheinen. In meiner langjährigen Unterrichtspraxis an der Franz-Liszt-Hochschule Weimar nahm ich immer wieder die Gelegenheit wahr, meine Kompositionsstudenten mit diesem Choral, der in einer Vielzahl
der Choräle besonders durch die agogische (moderne) Liedform und die fehlende Generalbassbezifferung auffällt, vertraut zu machen, ihn zu analysieren und mit typisch Bach´schen Harmoniefolgen spielen zu lassen.

So reifte in mir der Plan, diesen Choral in einer neuen Choralvariation vorzustellen. Das MEMORIAL beginnt in a-Moll mit einem einstimmigen Vorspiel der ersten Violinen. Ihm schließt sich der 4-stimmige Choralsatz an. Die folgenden Teile werden von weiten sensiblen Klangflächen getragen, deren Strukturen sich inhaltlich von der Motivik des Chorals ableiten. Nach der Wiederholung des Vorspiels, das das Ende des MEMORIALS einleitet, erklingt der Choral in e-Moll. Den cantus firmus übernehmen die zweiten Violinen, während die geteilten ersten Violinen kanonähnlich den Choral in hohen Lagen begleiten. Nach und nach führen sie das MEMORIAL – „Erinnerung“ auch an die Weimarer Zeit J. S. Bachs – in absteigenden Linien zu einer großen nachdenklichen Beruhigung. „Vergiss mein nicht“ hat mich gerade in unserer Zeit bewogen, diesbezügliche Emotionen zu wecken und Transzendenzen zu zeichnen im Sinne einer conditio humana, letztlich aber auch in dem Sinn, die Musik an ihren Ursprung zurückzuführen, nämlich dahin, die Seele zu berühren.